Essen.
Die Essenerin Karin Lichte fährt für den Verein „German Doctors“ wochenlang durch den Norden der Philippinen. Was sie in den Bergdörfern erlebt hat.
Ihren Klinikalltag in Deutschland hat die Essenerin Karin Lichte für sechs Wochen gegen einen Einsatz auf den Philippinen getauscht. Für den Verein „German Doctors“ führt sie in Bergdörfer auf der Insel Luzon. „Die Menschen dort haben kaum medizinische Versorgung“, sagt die 45-Jährige. „Für Tausende Menschen in der ganzen Region gibt es nur einen Arzt.“ In einer rollenden Klinik fuhr die Essenerin deshalb zur Behandlung in armen und abgelegenen Siedlungen – und konnte selbst noch viel dazu lernen.
Zum ersten Mal war Lichte außerhalb Europas unterwegs und kam direkt in einer Gegend an, in die es Touristen so gut wie nie verschlägt. Fließendes Wasser gebe es in den Dörfern nicht, Strom nur ab und an, dazu komme das Klima, das sterben Arbeit vor Ort erschwere. „Es ist zwischen 30 und 40 Grad heiß, durch die Regenzeit ist die Luftfeuchtigkeit extrem hoch – man schwitzt die ganze Zeit“, berichtet Lichte.
Essenerin behandelt Menschen im Norden der Philippinen
Die Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie arbeitet normalerweise in einer Düsseldorfer Klinik, für den Einsatz auf den Philippinen, hat sie unbezahlten Urlaub genommen. Die Bedingungen, die sie dort vorfand, könnten sich von ihrem Job zuhause kaum stärker unterscheiden. Ärzte und Kliniken sind weit weg, selbst im Notfall würde ein Transport dorthin viele Stunden dauern.
Um die medizinische Versorgung in der Region zu verbessern, bildet der Verein „German Doctors“ seit Jahren Medizinhelfer aus und fährt mit einem kleinen Team regelmäßig verschiedene an. Lichte hatte ihre Basis im Zentrum der Region in der Stadt Conner, jeden Montag packte sie mit ihrem Team aus Dolmetscher, Fahrer und medizinischen Helfern einen Wagen mit Allrad-Antrieb voll mit Medikamenten und Ausrüstung. Dann geht es über huckelige Pisten und durch Flüsse in die Dörfer. „In jedem Bergdorf sind wir in einer Behausung untergekommen, die mal mehr und mal weniger komfortabel war“, sagt sie.
Für die Einheimischen bot sie eine Sprechstunde an. Viele Menschen litten unter Erkältungskrankheiten und Husten, Hautkrankheiten seien an der Tagesordnung. Vor allem Kinder, die barfuß durch die Felder liefen und sich dabei kleine Schnittverletzungen zuzögen, bekämen durch das feuchtwarme Klima und die hygienischen Bedingungen oft Probleme. „Viele Ältere haben durch die Arbeit auf den Reisfeldern schlimme Rückenschmerzen“, sagt Lichte.
Essenerin lebt mit den Familien auf den Philippinen zusammen
Für die Behandlung war sie gezwungen, viel stärker als in Deutschland auf ihre Erfahrung und ihr Bauchgefühl zu hören. Denn die technischen Möglichkeiten der Untersuchung waren stark beschränkt. Für die Ärztin eine neue Perspektive, die sie nicht mehr missen möchte. „Es war sehr bereichernd und ich habe auch medizinisch noch viel dazugelernt“, sagt Lichte. „Zum Beispiel, wie man aus einheimischen Pflanzen Medikamente herstellen kann.“
Beeindruckt sei sie auch von der Lebenseinstellung der Menschen auf Luzon gewesen. „Sie scheinen glücklicher zu sein, sie lachen viel mehr und haben einen starken Familienzusammenhalt“, sagt der 45-Jährige. Wie selbstverständlich sei sie in die Familien aufgenommen worden, habe mit ihnen geerntet, gekocht, gegessen, sei auf Wasserbüffeln geritten und sie habe viele weitere Eindrücke sammeln können. So unmittelbar Hilfe leisten zu können, habe sie erhalten, deshalb werde sie sich irgendwann erneut um einen Auslandseinsatz bewerben.
- Der gemeinnützige Verein „Deutsche Ärzte“ ehrenamtliche Einsätze in Entwicklungsländern, hauptsächlich in Kenia, Indien, Bangladesch, Sierra Leone und auf den Philippinen.
- Für die Finanzierung der Hilfseinsätze wirbt der Verein um Spenden. Mehr Informationen dazu gibt es unter www.german-doctors.de
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Quelle: www.waz.de