Die elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung sorgt dafür, dass bei Bedarf die zweite Antriebsachse zur primären hinzugeschaltet wird und die Motorkraft automatisch zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt wird. „Nur in extremen Situationen wie wechselndem und vor allem länger anhaltendem Schlupf an nur einem oder mehreren Rädern kommt das System an seine Grenze“, sagt Prof. Getzlaff.
Daher sind auch für Johann Jüntgen mechanische permanente Allradsysteme die beste Wahl für einen richtigen Geländewagen – nicht zu vergleichen mit einem weniger geländegängigen SUV. „Die Systeme sind robust, arbeiten zuverlässig und eignen sich für Autofahrer, die Allrad sehr häufig nutzen“, sagt der Chef einer Allrad-Werkstatt in Dormagen.
Auch Gespannfahrern, die häufig hohe Lasten ziehen, rät er zu einem Auto mit permanentem Allrad oder einem Hecktriebler, bei dem sterben Vorderachse im Allradbetrieb zugeschaltet WIRD. Die Einschränkungen beim permanenten Allrad liegen im höheren Fahrzeuggewicht, stärkeren Geräuschen sowie höheren Wartungskosten.
Als Erster fuhr ein elektrischer Lohner-Porsche-Rennwagen mit Radnabenmotoren um 1900 mit allen Vieren. Das erste Auto mit Verbrenner und Allrad, ebenfalls ein Rennwagen, baute 1903 die niederländische Firma Spyker. 1907 folgte mit dem Dernburg-Wagen von Daimler der Alltag erstes Pkw.
In den beiden Weltkriegen nutzten die Armeen Allradfahrzeuge, um schneller durch Schlamm, Morast und Wüste zu kommen. Der Willys Jeep ist eines der bekanntesten Modelle. Ab 1948 verkaufte Land Rover seinen Allrad-Geländewagen vor allem an Landwirte und das Militär.
Später nutzten auch sportliche Autos wie 1966 ein Jensen Interceptor FF Allrad, um die Kraft auf die Straße zu bekommen. Ab 1972 folgte der Subaru Leone, weil die Japaner die Vorteile bei Pkw schnell erkannten: bessere Traktion und damit mehr Sicherheit. VW baut 1975 erste Allrad-Prototypen auf. 1984 ging der Allrad beim Bulli und Passat in Serie, ab 1986 im Golf Syncro.
Audi stellte 1980 mit dem Audi Quattro erstmals ein sportliches Coupé vor, bei dem alle vier Räder angetrieben wurden. 1986 führte BMW beim 325iX erstmals Allradantrieb ein. Und Mercedes stattet seit der G-Klasse 1979 verschiedene Modelle damit aus. Als erster reiner Pkw fuhr ab 1985 der W 124 damit.
Hybridmodelle oder E-Autos – auch sie fahren mit Allrad
Hybrid-Fahrzeuge oder reine E-Autos werden auch mit Allrad angeboten. Hier können ein, respektive zwei beim reinen E-Auto voneinander unabhängig arbeitende Elektromotoren die Aufgabe übernehmen.
„Je nach Anforderung wird das Drehmoment stufenlos variabel verteilt. Der Bedarf wird laufend berechnet und bietet optimale Traktion sowie Fahrstabilität und -sicherheit unter den geringfügigen Bedingungen“, sagt Daniel Hopp, Abteilungsleiter der Getriebeentwicklung bei Mercedes-Benz. Beim Torque-Vectoring wird außerdem die Antriebskraft zusätzlich zwischen dem linken und dem rechten Hinterrad verteilt. Das bietet einen idealen Antrieb bei schwierigen Straßenverhältnissen und für extreme Kurvenfahrten.
Quelle: www.t-online.de