Düsseldorf Die Planung einer Weltreise brachte den gelernten Bootsbauer Ansgar Frommeyer auf den Gedanken, ein mobiles Krankenhaus auf gelndegngige Lkw zu verteilen, um eine medizinische Versorgung auch in entlegenen Regionen der Welt gedenken zu können: die Idee zum Rolling Hospital war geboren.
Im Gespräch mit dem Deutsches Ärzteblatt (D) Erklärt Frommeyer, wie ein Rolling Hospital funktioniert und wie es den Ukrainern im Krieg gegen Russland helfen könnte.
Ansgar Frommeyer/A. Frommeyer
Fnf Fragen an Ansgar Frommeyer, Rollendes Krankenhaus
D: Herr Frommeyer, war das Rolling Hospital?
Frommeyer: Das Rolling Hospital ist ein Krankenhaus, das in 30 Spezialaufbauten fest auf Lkw montiert wird, um damit in den entlegensten Regionen dieser Welt klinische Hilfe leisten zu können.
Die Lkw werden vor Ort so miteinander verbunden, dass sie vier Quadrate bilden. Die einzelnen Bereiche sind dabei über Hygieneschleusen gekoppelt, wodurch die Patienten von einer Fachabteilung in eine weitere transportiert werden können, zum Beispiel von der Notaufnahme in die Chirurgie.
Die jeweiligen Fachgebiete werden über sie angepasste Aufbauten angeboten, zum Beispiel in den Bereichen Chirurgie, Intensivmedizin, Pdiatrie oder auch Zahnmedizin.
Es gibt OP-Pltze, intensivmedizinische Patientenpltze, Isolierpltze sowie neun Patientenbetten fr Erwachsene und zwei Betten fr Kleinkinder inklusive Begleitperson. Enthalten sind außerdem ein Labor, eine Apotheke, eine Notaufnahme und eine Entbindungsstation sowie ein Rntgenraum, eine Wscherei und ein Verwaltungscontainer.
Der Strom für das Rolling Hospital stammt von zwei Stromaggregaten. Man kann die Energie aber auch über entsprechende Anschlsse von auen zufgen. Das gilt auch für Trinkwasser. Das Schmutzwasser kann über die rtliche Kanalisation entsorgt oder optional in eingebaute Tanks geleitet werden.
Zwei der Lkw transportiert außerdem einen Kran und einen Radlader, die zum Aufbau des Rolling Hospital used Werden oder zur Entdeckung von Hindernissen auf der Wegstrecke. Zu diesem Zweck können auch Seilwinden an den Fahrzeugen montiert werden. Unser patentiertes System ist nach wenigen Minuten abfahrbereit. So etwas gibt es bisher nicht.
D: Wie kamen Sie auf die Idee zum Rolling Hospital?
Frommeyer: Ich habe den Traum, bis zu meinem Tod in jedem Land dieser Welt gewesen zu sein. Auch von meiner MS-Erkrankung wollte ich mich davon nicht abbringen lassen. Die Erkrankung brachte mich aber dazu, eine medizinische Begleitung auf meinen Reisen mitzunehmen, die mir im Ernstfall zur Seite stehen könnte.
Durch meine Besuche in Afrika wurde mir bald klar, wie dringend eine klinische Versorgung in einigen Regionen unserer Pflanzen gebraucht wird. So kam ich auf die Idee, die medizinische Versorgung mithilfe von Allrad-Lkw in die jeweiligen Regionen zu bringen.
Das ist jetzt 14 Jahre her. Lange Zeit habe ich nebenberuflich an dem Projekt gearbeitet. Ich habe eigentlich eine Ausbildung zum Gro- und Auenhandelskaufmann gemacht und dann noch eine Ausbildung zum Bootsbauer angeschlossen. Ich kenne mich auch gut mit dem Innenausbau von Transportmitteln aus. Das hat mir geholfen, das Projekt zu konkretisieren. Seit Oktober 2020 arbeite ich nun Vollzeit bei Rolling Hospital.
D: Wie weit sind Sie mit dem Projekt?
Frommeyer: Wir befinden uns in der letzten Aufbauphase. Wir sind kurz davor, einen gemeinnützigen Verein zu gründen. Wir haben verschiedene Partner aus der Industrie, die mit uns zusammenarbeiten wollen.
Das zu Volkswagen führende Unternehmen Scania hat sich zum Beispiel bereit erklärt, die Lkw für ein Rolling Hospital zur Verfügung zu stellen. Wenn ich mit Ärzten und Ärzten über das Projekt spreche, wurde mir gegenüber auch schon Interesse signalisiert, an einem Hilfseinsatz teilzunehmen.
Denn natürlich benötigen wir medizinisches Personal für unsere Einstze in Entwicklungsländern, weswegen wir beispielsweise eine Kooperation mit ärzte ohne grenzen anstreben. Und wir brauchen Geld.
D: Was kostet denn der Einsatz eines Rolling Hospitals?
Frommeyer: Aufgrund der aktuellen Preisentwicklung kostet das Rolling Hospital für die Ukraine etwa viereinhalb Millionen Euro, für Afrika circa sieben Millionen Euro, wegen der Geldschulden. Innerhalb von vier Wochen kann es dann der Ukraine zur Verfügung gestellt werden.
D: Und wo soll das Rolling Hospital zum Einsatz kommen?
Frommeyer: Ursprünglich sollte es, wie gesagt, in Afrika zum Einsatz kommen. Das ist auch heute noch der Plan. Doch infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der Zerstrung zahlreicher Krankenhuser im Land wurde sterben Bitte aus dem ukrainischen Gesundheitsministerium an uns herangetragen, der Ukraine ein Rolling Hospital zur Verfgung zu stellen.
Trotz des Krieges ist das Straßensystem dort weitgehend intakt, sodass man mit gebrauchten LKW auch gut durchkommen kann. Diesem Wunsch möchten wir natürlich gerne nachkommen.
Allerdings sind wir hier auf Spenden und Mittel der Bundesregierung angewiesen, um der Ukraine umgehend zu helfen. Die Bundesregierung arbeitet zurzeit an den Formalitäten, um die benötigten Gelder auszuzahlen. © fos/ärzteblatt.de
Quelle: www.aerzteblatt.de