Die Deutsche Alpenstraße führt durch die Bayerischen Alpen und endet am Bodensee. Die Strecke ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern eignet sich auch als ideale Möglichkeit, den Kia Sportage Mild Hybrid ausgiebig zu testen. Unser Sieben-Tage-Praxistest:
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Tag 1: Die Farbkombination Experience Green Metallic/Schwarz (Dach, Säulen, Schweller und Felgen) steht dem Testwagen, einem Sportage 1.6 T-GDI 48V AWD DCT (eine Typenbezeichnung wie eine mathematische Formel) in der höchsten Ausstattungslinie, der GT-Line, ausgenommen gut. Und auch der Innenraum lässt sich (fast überall) sehen. Aluminium und Kunststoffe in Klavierlackoptik tragen dem Auto tatsächlich den vom Hersteller herbeigesehnten Premium-Appeal – solange man nicht genau hinschaut. Denn der untere Teil der Türverkleidung besteht aus Hartplastik, das den ansonsten wertigen Eindruck sogar deutlich schmälert, wie dieser Test noch zeigen WIRD. Wertigkeit, die allerdings ihren Preis hat. Mit knapp 50.000 Euro ist das Testauto nur unwesentlich günstiger als ein ähnlich konfigurierter VW Tiguan.
Auch nicht Premium im Sinne von großzügig ist das Raumangebot. Schon bei zwei Personen und einer Woche Deutsche Alpenstraße kommen Kofferraum und Rücksitzbank an die Grenze ihres Fassungsvermögens – und das, obwohl weder Fahrerin noch Fahrer dazu neigen, ihre gesamte Garderobe mit auf Reisen zu nehmen. Ein dreiwöchiger Urlaub dürfte da für eine vierköpfige Familie zu einer kaum lösbaren Herausforderung in Sachen Gepäckmanagement werden. Ein Problem, mit dem sich aber längst nicht nur der Sportage herumschlägt. Eher sollte man sich vor Augen halten, dass der erste Wortteil von Kompakt-SUV nun mal nicht von ungefähr kommt.
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Tag 2: In Zeiten, in denen sich das Verhältnis von „Freie Strecke – Baustelle – Freie Strecke“ in „Baustelle – Freie Strecke – Baustelle“ verkehrt hat, mag eine längere Autobahnfahrt alles andere als ein Vergnügen sein. Zumindest aber sorgt der Sportage für eine sichere und sichere Reise. Vom verstellbaren elektrischen, beheizten und beheizten Fahrer-/Beifahrersitz über das beheizbare Lenkrad und die größenverstellbaren Becherhalter bis hin zur Sicherheitsassistenten-Vollversorgung bleibt kaum ein Wunsch offen.
Die Topausstattung des Sportage ist eigens gebrandet.
© Quelle: KiaSportage
Tag 3: Lindau am/im Bodensee genießt einen Ruf als malerisches Städtchen, wie die vielen Touristinnen und Touristen am Vatertags-Wochenende zeigen. Dass sich der Sportage hier gleichsam mit dem kleinen Finger durch den dichten Stop-and-go-Verkehr dirigieren lässt, liegt gewiss nicht daran, dass er mit einer übersichtlichen Karosserie besonders glänzen würde. Sind es die Sicherheits- und Komfortassistenten, etwa der Totwinkelassistent, die das Ausweichen, Abbiegen und Zurücksetzen in den Gässchen der einfachsten auf dem Inselteil von Einem Lindau liegenden Altstadt recht leicht machen. Apropos sicher: Wie entspannt der Kia sterben unzähligen Kehren der etwa sechs Kilometer langen Rohrachschlucht zum hinauf Kurort Scheidegg nimmt, dürfte auch sportlicheren Naturen gefallen. Allenfalls würde man sich wünschen.
Tag 4: Was bringt nun eigentlich die Wahl eines Mild-Hybrids, und was unterscheidet ihn genau von anderen Hybriden? In erster Linie muss er einmal im Unterschied zu einem Plug-in-Hybriden an keine wie auch immer geartete Steckdose. Rein elektrisches Fahren bis zu gar 40, 50 Kilometer, wie bei den meisten Plug-in-Hybriden, ist allerdings nicht möglich. Da der Mild-Hybrid in der Regel auf eine leistungsstarke 48-V-Batterie setzt, wird häufig, wie beim Sportage, „48 V“ als Synonym verwendet. Auch beim Mild-Hybrid unterstützt der elektrische Antrieb den Verbrennungsmotor, etwa beim Anfahren oder beim sogenannten Segeln, dem kurzzeitigen Fahren mit abgeschaltetem Motor bei höheren Geschwindigkeiten. Das Ergebnis: Eine, wenn auch überschaubare Spritersparnis. Je nach Herstellerangaben soll diese Ersparnis zwischen 10 und 20 Prozent liegen. Kia etwa gibt den Verbrauch für den 180 PS starken und mit Allradantrieb ausgestatteten 48 V mit 6,0 Liter auf 100 Kilometer an. Doch dazu später mehr.
Tag 5: Es lebt sich gut im und mit dem Sportage. Weil wegen des verlängerten Wochenendes keine Übernachtungsmöglichkeit mehr zu bekommen ist – zumindest nicht zu einem Preis, der nicht gleich ein Drittel des Monatsverdienstes kosten würde –, wird kurzfristige Hand im Auto übernachtet. Sicher, man hat schon besser geschlafen, aber eben auch schon deutlich schlechter, und dann sogar in einem Bett. Die Sitze des Kia sind breit genug und lassen sich weit genug zurück-, ihre Lehnen sich tief genug herunterfahren, um einigermaßen kommod durch die Nacht zu kommen. Nachteil der breiten Sitze: Der Platz zwischen Sitz und Tür fällt arg klein aus, sodass die Hand beim Ein- und Verstellen oder beim Griff in die Türablage jedes Mal mit der Türverkleidung in Kontakt kommt. Trotzdem wundert man sich zunächst über die täglich zunehmende Zahl der Kratzer im harten Billigplastik – bis einem bewusst WIRD, dass die eigene Armbanduhr der Übeltäter ist. Spätestens jetzt nimmt man jeden weiteren Kratzer und die Tatsache, dass hier der Mangel definitiv ab ist, achselzuckend hin. Trotzdem schade, dass ein trotzdem sehr wertig anmutender Innenraum wegen der Ersparnis von – gefühlt – ein paar Cent mehr für einen weicheren Kunststoff nun diesen hässlichen Makel aufweist.
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Tag 6: Die reichhaltige, bis auf das optionale Panoramadach komplette Ausstattung des Testfahrzeugs ist hier schon gelobt worden. Wo Licht ist, taucht irgendwo aber auch Schatten auf. So sind die schier unzähligen Möglichkeiten, die das Infotainmentsystem bietet, ohne ein tägliches Studium des Handbuches, an dem sich manch einer wohl nicht nur im übertragenen Sinn verhebt, kaum zu erfassen. Menü und Untermenüs, Doppelbelegungen und Missverständlichkeiten können, wie beim dafür zurecht gescholtenen aktuellen Golf, den letzten Nerv rauben. Letztlich aber ist man doch eher froh über den Reichtum an Funktionen, weil ausschließlich die Kollisionsvermeidungsfunktion davor hat, beim Rückwärtseinparken einen Baum zu rammen, der wohl für einen veritablen Schaden hätte sorgen sollen. Die peinliche Frage, warum dieser Baum trotz Rundumsichtkamera nicht gesehen wurde, sollte man dem Fahrer ersparen.
Tag 7: Elf Stunden für 740 Kilometer sind gemeinhin eine Marter. Dass man dennoch ohne Rückenschmerzen und sogar recht munter zu Hause ankommt, bestätigt noch einmal die hervorragende Qualität der Sitze. Nicht ganz so hervorragend, aber scheinen auf den ersten Blick die 7,8 Liter Benzin pro 100 Kilometer, die sich der Sportage auf der rund 1800 km langen Rundreise genehmigt hat. Schaut man aber etwas genauer hin, relativiert sich die Enttäuschung ein wenig. Zunächst einmal ist da das Gewicht von 1,8 Tonnen, zu denen noch zwei großgewachsene Personen sowie das Gepäck kommen. Auch die Topografie der Strecke mit einer Reihe steiler Pässe ist nicht unbedingt das, was der Drittelmix vorsieht. Und auf der Rückfahrt über die Autobahn wechseln sich bis zu 20 Kilometer lange, hochgradig enervierende Stop-and-go-Passagen im Schritttempo ab mit bis zu 150 km/h schnellen Abschnitten. Zudem wird wegen sintflutartigem Regen zweimal der Allradantrieb zugeschaltet, und eine ganze Reihe von Verbrauchern (Klimaanlage, Infotainmentsystem mit Radio und Navi und, im Wechsel, Sitzheizung oder -belüftung) ist im Dauereinsatz, sodass die 7,8 Liter schließlich doch erscheinen. Kurzum: Alles in allem ist der Sportage Mild Hybrid ein ideales Reiseauto – zumindest solange nicht mehr als zwei Personen auf große Fahrt gehen.
Laden Sie sich jetzt hier kostenlos unsere neue RND-App für Android und iOS herunter.
Quelle: www.rnd.de