Genesis: Fünf Jahre kostenloser Werkstattservice
Nein, über Preis und Ausstattung holt man hierzulande kaum jemanden ab. Da muss schon mehr kommen. Genesis versucht es deshalb zusätzlich mit Service, viel Service, richtig viel Service: fünf Jahre Garantie, zusätzlich aber fünf Jahre kostenlosen (!) Werkstattservice inklusive der Verschleißteile. Und obendrauf noch einen kostenlosen Hol- und Bringservice für sämtliche Werkstattaufenthalte, ebenfalls für fünf Jahre. Das sorgt selbst bei treuen Anhängern deutscher Automarken zumindest für anerkennend hochgezogene Augenbrauen.

Der GV80 kommt mit einem großen Touchscreen daher, ist aber auch mit dem Dreh- und Fingerpad bedienbar.
Zuvorkommender Service hilft allerdings wenig, wenn das Produkt nicht überzeugt. Und deshalb haben die Südkoreaner auch hier nicht gekleckert. Sie engagierten Spitzenkräfte aus der ganzen Welt. Ex-Lamborghini-Designer Luc Donckerwolke aus Belgien beispielsweise. Oder den klassischen BMW-Entwickler Albert Biermann aus Deutschland. Alle jetzt in Diensten der umtriebigen Asiaten.
Antrieb des Genesis GV80 erinnert an BMW
Schwer an BMW erinnert auch der Antrieb unseres Testwagens: Unter der Haube grummelt bassig ein längs eingebauter Sechszylinder-Turbodiesel in Reihenkonfiguration mit drei Liter Hubraum. Daran angeflanscht eine Wandlerautomatik mit acht Stufen sowie ein Semipermanent-Allrad mit Lamellenkupplung und heckbetonter Kraftverteilung.
Motor gut abgestimmt
Das Ergebnis ist aller Ehren wert. Nicht nur, wenn man das Auto gnädig als Erstlingswerk betrachtet, sondern auch absolut und im Vergleich mit europäischer und erst recht amerikanischer oder japanischer Konkurrenz. Der eigens neu konstruierte Sechszylinder-Diesel benimmt sich beim Fahren vorbildlich. Er bringt den leeren 2330 Kilogramm GV80 auch aus dem Stand mächtig auf Trab, zieht stets konsequent durch und läuft bei jeder Drehzahl ruhig und unaufdringlich.
Obendrein haben es die Koreaner verstanden, den Motor gut auf ihr Automatikgetriebe abzustimmen. Die Schaltvorgänge verlaufen zügig, sinnvoll und vor allem komfortabel. Lieber verschenkt der Genesis ein paar Sekunden bei voller Beschleunigung, als dass der Automatik ein zu unwirscher Schaltruck entfährt. Sportlich kann so ein Auto sowieso nicht werden. Insofern ist diese Auslegung auf größtmöglichen Antriebskomfort zu folgen.

Klingelt akustisch nach BMW: der von Hyundai neu konstruierte Reihensechser-Dieselmotor.
Riesige Abmessungen
Der Diesel-GV80 wird dagegen mit niedrigerem Verbrauch, günstigerem CO2-Ausstoß und satter Kraft aus dem Drehzahlkeller überzeugen. Tut er auch. Auf der anderen Seite macht es keine Mühe, auf leerer Autobahn mit Tempo 200 zu reisen. Der stabile Geradeauslauf, die unauffällige Lenkung und die sehr starke tragende wie auch standfeste Bremsanlage da ungemein zur Entspannung bei. Aber selbst auf kurvigen Bergstraßen wirkt er nicht deplatziert.
Klar, die körperlichen Abmessungen mit einer Karosseriebreite von 1,98 Meter verlangen auf schmalen Fahrspuren einen aufmerksamen Fahrer. Aber der GV80 wogt dabei nicht wie ein Dampfer auf hohem See, sondern lenkt sich überraschend souverän und stets sicher, wenn auch nicht wirklich dynamisch.

Die Kupplung des Allradantriebs reagiert schnell. Und hier hilft zusätzlich die automatische Hinterachssperre.
Das Fahrwerk stimmt die Koreaner weniger sportlich als Wein komfortabel ab. Trotzdem kommen vor allem bei kurzen Unebenheiten auch mal spürbare Stöße durch. Das dürfte allerdings auch an den schweren und schweren 22-Zoll-Rädern liegen, die mit dem 6.700 Euro kostenden Luxus-Paket verbunden sind.
Schwächen bei Bedienung
Auf Strecken erweisen sich auch die nicht zu straffen und nicht zu weichen Sitze als angenehm komfortabel. Das Cockpit wirkt stilvoll, hochwertig und dabei nicht zu pompös. Allerdings gibt es eine Schwäche bei der Bedienung. An den Drehregler für das Automatikgetriebe gewöhnt man sich nach ein paar Tagen, weniger durchdacht erscheint da ein weiterer Drehregler davor: Mit ihm hängt man sich durch die Menüs der Bedienung von Navigation, Audioanlage sowie Nebenfunktionen und -einstellungen. Allerdings bekommt man das große Drehrad wegen seines nur gering überstehenden Randes unnötig schwer unter Kontrolle.

Das große Drehrad ist nur schwierig zu kontrollieren.
Die Finger-Schreibfläche in seinem Zentrum ist gut gemeint, aber zu klein, um als wirkliche Bedienalternative durchzugehen – erst recht während der Fahrt. Der Dritte des Fahrereingriffs ist der direkte Fingerkontakt mit dem Touch-Bildschirm. Immerhin lässt sich wenigstens die Klimatisierung über direkt wirkende Tasten und echte, gut greifbare Drehregler unterhalb der mittleren Lüftungsdüsen bedienen. Darüber muss man ja heute schon froh sein.
490 Euro für die Hinterachssperre
Erst recht gilt das in der Terrain-Einstellung. Da beißt die Schlupfregelung früher zu, lässt den Genesis auf tiefem Untergrund aber auch mit den Rädern baggern, sodass er erstaunlich weit kommt. Dabei hilft auch eine zusätzliche, echte Hinterachssperre, die automatisch ohne Zutun des Fahrers bei deutlichen Drehzahlunterschieden zwischen linkem und rechtem Hinterrad eingreift. Das lässt den GV80 elegant und mit wenig Gescharre über stufenartiges Gelände klettern. Die 490 Euro Aufpreis für diese Hinterachssperre sind also gut angelegtes Geld.

So präsentiert sich der Genesis GV80 als überraschend geeignet für schwerere Einsätze – if da Nicht ein paar Nachteile wären: Zum Fehlen eines GV80 sterben in dieser Preisklasse schnell obligatorische Luftfederung. Das lässt die Bodenfreiheit auf 205 mm verharren, wo die Konkurrenz im Ernstfall etliche Zentimeter mehr Luft unter dem Kiel bietet und auch die gefährdeten Front- und Heckschürzen aus der Gefahrenzone heben kann. Zum Zweiten beginnt sich der GV80 mit 2722 Kilogramm Anhängelast, wo die Konkurrenz durchweg 3,5 Tonnen ziehen darf. Vor allem hier sollten die Koreaner an ihrem Startobjekt doch noch einmal nachbessern.
Fazit
Donnerwetter – der große GV80 von Hyundais neuer Edelmarke eingeführt. Nicht nur optisch und mit seinen Abmessungen, sondern mit seinen Stärken. Kleine Schwächen: Anhängelast und Bodenfreiheit.
Technische Daten und Preis: Genesis GV80 3.0 D
Motorbauart/Zylinder: Reihensechszylinder, Turbodiesel
Einbaulage: vorn längs
Ventile/Nockenwellenantrieb: 4 pro Zylinder/Kette
Hubraum: 2996 cm3
Leistung: bei 1/min 204 kW (278 PS) bei 3800/min
Drehmoment: bei 1/min 588 Nm bei 1500/min
Radaufhängung: Einzelrad/Schraubenfedern
Reifengröße/Reifentyp: 265/40 R 22 Y/ Michelin Pilot Sport 4 SUV (GEO)
Getriebe: Achtstufen-Wandlerautomatik
Allrad/Kraftverteilung v:h: semipermanent über el. geregelte Lamellenkupplung/0:100 – 50:50
Traktionshilfen: El. Bremseingriff v+h automatische Sperre h (Aufpreis)
Bremsen vorn/hinten: Scheiben/Scheiben
Kofferraumvolumen: 735–2152 l
Anhängelast gebremst/ungebr.: 2722/750 kg
Stützlast: 182 kg
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h bei 3600/min (8. Stufe)
Drehzahl: bei 130 km/h 2035/min
Norm-CO2-Ausstoß (WLTP): 233g/km
Tankinhalt/Kraftstoffsorte: 80 l/Diesel
Basispreis: 63.400 Euro
Testwagen Preis: 78.280 Euro
Quelle: www.autobild.de