– Rund ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Volvo sein erstes Cross-Country-Modell auf den Markt gebracht hat. Das Etikett wurde noch mit den beiden Buchstaben „XC“ abgekürzt und dem V70 angeheftet. Als V70 XC wurde er nicht nur zur Keimzelle einer bis heute erfolgreichen Volvo-Modellfamilie, sondern auch einer neuen Fahrzeuggattung: Die der robusten, höhergelegten Allrad-Kombis, die Geländefestigkeit mit viel Platz und lifestyliger Ausstrahlung kombinieren.
Es war ein ereignisreiches Jahr, in das der Volvo V70 XC hineingeboren wurde. Prinzessin Diana verlor 1997 bei einem Autounfall ihr Leben, der 23-jährige Jan Ullrich triumphierte bei der Tour de France, der Komet Hale-Bopp zog über den Nachthimmel, und der damalige Bundespräsident Roman Herzog forderte, dass ein Ruck durch Deutschland müsse.
Dass ein Automobilhersteller ein neues Modell lanciert, war da nur eine winzige Randnotiz. Und doch hatte die Entscheidung, sich einen wie den V70 XC ins Portfolio zu holen, nicht nur für Volvo eine gewisse Tragweite. Das „XC“ steht für „Cross Country“ und meinte einen Kombi, der sich mit robusten Beplankungen, Bodenfreiheit, vor allem aber mit Allradantrieb, Geländekompetenz aneignete. „Menschen mit aktivem Lebensstil, die auch einmal in unbefestigtem Terrain unterwegs sind, sollten sich nicht länger zwischen Familienauto und Geländewagen entscheiden müssen“, begründet Volvo heute das „Daumen hoch“ für den V70 XC.
Andere Hersteller zogen nach
Der Argumentation konnten überraschend viele Kunden folgen. In den knapp drei Jahren, in denen die erste Modellgeneration gebaut wurde, fanden sie immerhin 54.000 Käufer. Und auch an anderer Stelle registrierte man aufmerksam, dass sich mit der Mixtur aus Lifestyle, Geländefestigkeit und Abenteuer-Attitüde Geld verdienen lässt. Audi zog mit seinen allroad quattros nach, VW mit den Alltrack-Modellen, Skoda mit dem Octavia Scout Combi, Mercedes mit C- und E-Klasse All Terrain.
Der erste seiner Art: Volvo V70 XC aus dem Jahr 1997.
© Wolfgang Gröger-Meier/Volvo
Für uns hat Volvo den V70 XC noch einmal aus dem Museum geholt. Unverkennbar basiert er auf dem Volvo 850, der damals einen Imagewandel für die Schweden-Kombis eingeläutet hat – weg vom praktischen Schrank auf Rädern, hin zu modernem Lifestyle-Schick. Der 850 schrieb seine Geschichte als V70 bzw. (Limousine) S70 fort, der belastbare Bruder V70 XC unterschied sich vom Rest seiner Familie durch optionale Zweifarblackierung, die serienmäßige Dachreling, rustikale Karosseriedetails, das erwähnte höhergelegte Fahrwerk samt Niveauregulierung an der Hinterachse sowie durch den Allradantrieb, der mit Einer Antischlupfregelung für die Vorder- und einem Sperrdifferenzial für die Hinterachse ausgeführt, per Viscokupplung erfolgte die intelligente Verteilung der Antriebskräfte.
Oldie – noch heute solide
Dass er Endeziehen der 1990er ein Lifestyler war, ist aus heutiger Sicht nicht mehr so ganz einfach nachzuvollziehen, denn neben den Showkombis der Jetztzeit mit ihren eleganten Dachschrägen sieht der steilbeheckte V70 XC recht kastig aus, genau deshalb aber auch wahrscheinlich kultig aus. Wir lüpfen die Heckklappe und finden ein 485 Liter großes Gepäckabteil vor, der Allradantrieb hat dem konventionellen V70 rund 90 Liter abgenommen. Klappe wieder zu, noch immer hört sich das vertrauenerweckend solide an.

Noch ganz ohne Monitor, aber mit vielen Knöpfen: XC-70-Cockpit.
© Wolfgang Gröger-Meier/Volvo
Dann hinters Lenkrad. Mehr als 200.000 Kilometer zeigt der Tacho an; Neunziger-Jahre-Beige umfängt uns, auch auf den weichen Ledersitzen – die jede Körperbewegung mit sanftem Knarzen antworten – und beim Velours, der 25 Jahre früher vermutlich richtig flauschig gewesen ist. Grundsätzlich aber hat sich der alte Schwede überraschend gut gehalten. Viele, viele Knöpfe, Kippschalter und Drehregler gibt es am Amaturenträger, einen CD-Player und ja, auch ein Kassettenfach. Einen Monitor hingegen nicht, nur das Micro-Display des noch nicht weitreichend begabten Bordcomputers, die Breitbild-Ära ist 1997 noch fern gewesen. Blick auf die Schaltkulisse – wie, keine Automatik? Nein, nicht mal eine Sechsgangschaltung, wir haben es mit einem Fünfgang-Handschalter zu tun.
Keine Spur von Altersschwäche
Wir starten den Motor. Ein 2,5-l-Fünfzylinder-Turbobenziner mit 193 PS tut Dienst unter der Haube, wunderbar hört er sich an, altersmild klingt anders. Auch von Altersschwäche ist nichts zu spüren, kraftvoll lässt es der V70 XC angehen und bleibt dabei angenehm laufruhig, auch heute noch ist so gut fahren. Auf der Autobahn schafft der Allrad-Kombi bis zu 210 km/h. Den Verbrauch können wir auf unserer kurzen Ausfahrt nicht prüfen, die technischen Daten sprechen von 10,5 l/100 km im Mix.
Der Sicherheit tun bereits ein serienmäßiges Fahrstabilitätsprogramm (DTSC), Front- und Seitenairbags, außerdem Gurtstraffer, Türverstärkungen und integrierte Kopfstützen-Genüge.
V60 als Cross Country
WWir verabschieden uns vom V70 XC und wenden uns an Nachfolger zu, konkret V60 Cross Country aus dem Jahr 2015. Optisch wurde er im Vergleich einem offensichtlichen Vorgänger dynamisiert, eine Zweizonen-Klimaautomatik mit Luftqualitätssystem, ein City-Notbremssystem und eine Audioanlage waren Serie, Kunden konnten zwischen zwei Leistungsstufen des 2,5-l-Fünfzylinderturbos wählen, einmal mit 150 und einmal mit 245 PS. Das Cockpit präsentiert bereits einen Bildschirm, ein Kassettenfach ist Geschichte, der Motorstart erfolgt, indem der Zündschlüssel in ein kleines Fach gedrückt wird. Und doch wird deutlich, dass sich in gerade einmal sechs Jahren Welten aufgetan haben zwischen dem, was ein Armaturenträger damals aufzubieten hatte und wie er heute aussieht.

Heute steht der V90 Cross Country (vorn) der Modellfamilie vor.
© Wolfgang Gröger-Meier/Volvo
Wie ein modernes Layout und zeitgemäße Vernetzung aussehen, lässt sich am Beispiel der aktuellen Vertreter der Cross-Country-Familie besichtigen – dem V60 Cross Country und dem großen V90 Cross Country mithin. Letzterer, 4,94 Meter lang und von mildhybridisierten Benzinern und Dieseln in einem Leistungsspektrum zwischen 197 und 300 PS, angetrieben zum neuen Modelljahr ein Android-basiertes und weitreichend personalisierbares Infotainmentsystem sowie die Sicherheits-Sensorplattform ADAS, bei der Kameras sowie Radar- und Ultraschallsensoren Teamarbeit mit einer modernen Software betreiben.
Quelle: www.nordbayern.de